ASV-GEWICHTHEBER WALTER SCHÜSSLER TRÄGT SICH INS GOLDENE BUCH DER STADT EIN

Die Bilanz ist eindrucksvoll: Fünf Weltmeister-Titel, zwei Goldmedaillen bei Masters-Games und neun bei Europameisterschaften hat Walter Schüßler seit 1989 bereits erzielt. Dazu kommen sehr viele zweite und dritte Plätze sowie 14 nationale Championate. Und weil der heute 75-Jährige als erster Senioren-Gewichtheber ab 2013 vier Mal in Folge zum „Master des Jahres“ gekürt wurde, ist sein Name seit 2016 auch in der europäischen „Masters Hall of Fame“ verewigt. Er ist der erste, dem es gelungen ist, ohne Unterbrechung viermal Deutscher „Master des Jahres“ zu werden.

„Was Sie in den letzten Jahrzehnten für den Kraftsport und das Gewichtheben geleistet haben, ist einzigartig und verdient höchste Anerkennung“, sagt Bürgermeister Stefan Schmutz zu der schier unglaublichen Erfolgsserie des früheren Aktiven der Mannheimer Berufsfeuerwehr aus Heddesheim. Er wohnte zwischenzeitlich in Ladenburg und gehört dem örtlichen Athletik-Sport-Verein (ASV) an, wo er auch den Gewichtheber-Nachwuchs mitbetreut.

Schmutz hatte Schüßler nach dessen jüngstem EM-Triumph in Budapest bei einem Jugendturnier in der Lobdengauhalle kennengelernt. „Kurz darauf haben sie in Barcelona erneut die WM gewonnen, und das wollte ich nicht einfach im Vorbeigehen zur Kenntnis nehmen“, sagte Schmutz. So lud er Schüßler zum Eintrag ins Goldene Buch der Stadt ein. Beim Erzählen gerieten Schüßler und Ehefrau Hannelore ins Schwärmen von den gemeinsamen Reisen unter anderem nach Australien und in die USA, die sie – stets auf eigene Kosten, wie ASV-Abteilungsleiter Thomas Roß betonte – zu Austragungsorten unternommen haben.

Erfolgsgeschichte beginnt 1969

„Schön zu hören, dass Sie Ihren sportlichen Erfolg mit privaten Erlebnissen verknüpfen konnten“, freut sich Schmutz. Schüßlers Erfolgsgeschichte entwickelte sich langsam. Sie begann 1969 am Ladenburger „Schneckenhäusel“-Kiosk: „Ich war auf der Suche nach einer Möglichkeit zum Bankdrücken, wie ich es bei der Bundeswehr gemacht habe“, erzählt der gelernte Metallhandwerker Schüßler, der bis 2003 als Berufsfeuerwehrmann arbeitete. Da war körperliche Fitness gefragt. Wo solche zu bekommen war, wusste der damalige Kioskbetreiber Fritz Schnittspahn als ASV-Gewichtheber freilich und lud den damals schon 26-jährigen Schüßler zum abendlichen Training am selben Novembertag ein.

Erst 1989 erwachte der bis heute andauernde Hunger nach Titeln bei dem spätberufenen Kraftsportler: Im dänischen Aalborg wurde er damals auf Anhieb Dritter bei „World Masters Games“, die als Olympische Spiele für Oldies gelten. Später ging Schüßler vorübergehend auch für den AC Weinheim an die Hantel. 1999 folgte der erste EM-Titel in Kazincbarcika (Ungarn), 2001 das erste WM-Gold auf Kefalonia (Griechenland). Die Titeljagd dauert an. Ein Platz in der Ruhmeshalle des Weltverbands („World-Masters Hall of Fame“) ist noch zu erobern.

© Mannheimer Morgen, Freitag, 05.10.2018

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